Impuls zum 23. April 2023
Von Stefan Voges (Aachen), Geistlicher Beirat von pax christi Aachen
Fülle und Frieden
Lied (https://www.youtube.com/watch?v=YhJY2Yk3dp0)
Surrexit
Dominus vere.
Surrexit
Christus hodie.
Halleluja,
halleluja.
Fremd (Joh 21,1–4)
In
jener Zeit
offenbarte
sich Jesus den Jüngern noch einmal,
am
See von Tibérias,
und
er offenbarte sich in folgender Weise.
Simon
Petrus, Thomas, genannt Dídymus,
Natánaël
aus Kana in Galiläa,
die
Söhne des Zebedäus
und
zwei andere von seinen Jüngern waren zusammen.
Simon
Petrus sagte zu ihnen: Ich gehe fischen.
Sie
sagten zu ihm: Wir kommen auch mit.
Sie
gingen hinaus und stiegen in das Boot.
Aber
in dieser Nacht fingen sie nichts.
Als
es schon Morgen wurde, stand Jesus am Ufer.
Doch
die Jünger wussten nicht, dass es Jesus war.
Sorgfältig wird diese Begegnung Jesu mit seinen Freunden erzählerisch vorbereitet. Der Schauplatz wird genannt, die beteiligten Personen werden aufgezählt, die Tätigkeit wird beschrieben. Alles ist vertraut, der See von Tiberias, die bekannten Jünger, das Fischen. Doch dann folgt etwas Nicht-Vertrautes: Die erfahrenen Fischer fangen nichts. Das Netz bleibt leer. Und noch etwas ist unvertraut: der Mensch am Ufer. Fremd, unbekannt. Der Andere, die Andere. Die Nächste und der Fernste. Sorgfältig werden wir auf die Begegnung mit Jesus vorbereitet. Er begegnet uns in der Leere und im Fremden.
Erkennen (Joh 21,5–7)
Jesus
sagte zu ihnen:
Meine
Kinder, habt ihr keinen Fisch zu essen?
Sie
antworteten ihm: Nein.
Er
aber sagte zu ihnen:
Werft
das Netz auf der rechten Seite des Bootes aus
und
ihr werdet etwas finden.
Sie
warfen das Netz aus
und
konnten es nicht wieder einholen,
so
voller Fische war es.
Da
sagte der Jünger, den Jesus liebte, zu Petrus:
Es
ist der Herr!
Als
Simon Petrus hörte, dass es der Herr sei,
gürtete
er sich das Obergewand um, weil er nackt war,
und
sprang in den See.
„Es ist der Herr!“ Diesen Schlüsselsatz des Evangeliums höre ich gern, höre ihn mit seinen vielen Tönen, den Tönen des Erkennens und der Freude, mit dem ungläubigen Unterton der Überraschung und dem Oberton des Glaubens. Und ich verbinde diesen Schlüsselsatz mit einer wichtigen Unterscheidung. Der Jünger, den Jesus liebte, erkennt in dem Fremden mit einem Mal Jesus, ja: Der Andere, der Unbekannt am Ufer ist Jesus. Unser Blick auf den Nächsten und die Fernste darf und soll in ihnen Jesus suchen und erkennen. Aber die Fremden, die Anderen dürfen uns nicht nur Jesus sein, sondern müssen zuallererst sie selbst sein und immer mehr werden. Der Mensch will um seiner selbst willen angeschaut und erkannt und geliebt sein.
Fülle (Joh 21,8–14)
Dann
kamen die anderen Jünger mit dem Boot
–
sie waren nämlich nicht weit vom Land entfernt,
nur
etwa zweihundert Ellen –
und
zogen das Netz mit den Fischen hinter sich her.
Als
sie an Land gingen,
sahen
sie am Boden ein Kohlenfeuer
und
darauf Fisch und Brot liegen.
Jesus
sagte zu ihnen:
Bringt
von den Fischen, die ihr gerade gefangen habt!
Da
stieg Simon Petrus ans Ufer und zog das Netz an Land.
Es
war mit hundertdreiundfünfzig großen Fischen gefüllt,
und
obwohl es so viele waren,
zerriss
das Netz nicht.
Jesus
sagte zu ihnen: Kommt her und esst!
Keiner
von den Jüngern wagte ihn zu befragen: Wer bist du?
Denn
sie wussten, dass es der Herr war.
Jesus
trat heran,
nahm
das Brot und gab es ihnen,
ebenso
den Fisch.
Dies
war schon das dritte Mal,
dass
Jesus sich den Jüngern offenbarte,
seit
er von den Toten auferstanden war.
Jesus,
der Erkannte, lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. Er bleibt ganz im Jetzt
und fordert die Jünger auf, das Selbstverständliche zu tun, das, was jetzt dran
ist: den Fang zu sichern und die Fische zu bringen. Und als seine Freunde das
Netz an Land ziehen, wird die Fülle offensichtlich. Diese Fülle löst drei
Gedanken in mir aus. Der erste: Entstanden ist die Fülle aus der Begegnung mit
dem Fremden, aus dem ehrlichen, einfachen Gespräch mit ihm, aus dem Hören auf
sein Wort. Der zweite Gedanke lenkt den Blick zurück auf einen früheren Vers
des Evangeliums. Da konnten die Jünger das Netz nicht ins Boot holen, weil es
so voller Fische war. Diese Fülle des Fischfangs lässt die Jünger Jesus
erkennen. Diese Reihenfolge scheint mir wichtig: Es muss nicht zuerst Jesus
„draufstehen“, um Fülle zu erfahren, sondern da, wo wir Fülle erfahren, können
wir Jesus erkennen. Das führt zum dritten Gedanken. Die Jünger fragen Jesus
nicht, wer er sei – sie wissen es einfach. Auch nach der Erfahrung der Fülle
muss Jesus nicht ausdrücklich gemacht werden, es genügt, ihn mit dem Herzen zu
wissen und sich von der Freude in der Seele berühren zu lassen. Der Unbefragte
und im Herzen Erkannte ist da.
Lied (https://www.youtube.com/watch?v=S6-UneKFn2I )
Behüte
mich Gott, ich vertraue dir.
Du
zeigst mir den Weg zum Leben.
Bei
dir ist Freude, Freude in Fülle!
Fülle und Frieden
Da
bist du
in
der Leere und im Unbekannten,
wo
wir nur im Glauben ahnen:
Friede sei mit euch!
Da
bist du
in
der Enttäuschung und Müdigkeit,
wenn
wir kaum mehr hoffen:
Friede sei mit euch!
Da
bist du
im
einfachen Wort des Fremden,
in
dem wir hören:
Friede sei mit euch!
Da
bist du
in
dem Menschen, der immer mehr er selbst wird
und
uns zeigt:
Friede sei mit euch!
Da
bist du
in
der unerwarteten Fülle,
durch
die wir innewerden:
Friede sei mit euch!
Da
bist du
in
der Einladung und im Teilen,
wenn
in Gemeinschaft lebt:
Friede sei mit euch!
Da
bist du
im
Schweigen unsagbarer Freude,
die
lautlos jubelt:
Friede sei mit euch!
Da
bist du,
unbefragt,
ungesagt,
weil
die Seele weiß:
Friede sei mit euch!
Lied (https://www.youtube.com/watch?v=idm94wGmW3Y)
Surrexit Christus,
halleluja.
Cantate Domino,
halleluja.