Impuls zum 15. Januar 2023
Von Diakon Hope Rauguth, geschäftsführender Bundesvorstand pax christi
Ende der weihnachtlichen Zeit
Mit dem Fest der Taufe des Herrn ist die weihnachtliche Zeit zu Ende gegangen. Dieser Sonntag ist nun der erste Sonntag danach. Das Evangelium von heute berichtet wiederum von der Taufe Jesu im Jordan, wie sie im vierten Evangelium überliefert ist. Es erzählt davon, dass Johannes sich gesandt wusste, sein Volk Israel mit Jesus bekannt zu machen, der anders als er mit dem Heiligen Geist taufen wird.
Lied aus dem Eigenteil Gotteslob Bistum Trier (875)
Von allen heiligen Propheten,
die den Messias und sein Reich
verkündeten und heiß erflehten,
ist keiner dir Johannes gleich.
Verhüllt nur schauten sie von fern,
den du gezeiget, unsern Herrn.
Johannes tauft am Jordanflusse,
die zur Bekehrung sind bereit.
Er ruft: „Denkt um und tuet Buße!
Gekommen ist des Heiles Zeit.
Wer bringet keine gute Frucht,
vergebens Gnad und Rettung sucht.“
Er sieht den Heiland zu sich kommen
Und spricht: „Seht hier das Gotteslamm,
durch welches wird hinweggenommen
die Schuld der Welt am Kreuzesstamm!
Er war eh ich gewesen schon.“
So zeuget er von Gottes Sohn.
Text München 1810, Trier 1974, Musik Siona 1832
Evangelium 2. Sonntag im Jahreskreis
Joh 1, 29-34
In jener Zeit
sah Johannes der Täufer Jesus auf sich zukommen
und sagte: Seht, das Lamm Gottes,
das die Sünde der Welt hinwegnimmt!
Er ist es,
von dem ich gesagt habe: Nach mir kommt ein Mann,
der mir voraus ist, weil er vor mir war.
Auch ich kannte ihn nicht;
aber ich bin gekommen und taufe mit Wasser,
damit er Israel offenbart wird.
Und Johannes bezeugte:
Ich sah, dass der Geist vom Himmel herabkam wie eine Taube
und auf ihm blieb.
Auch ich kannte ihn nicht;
aber er, der mich gesandt hat, mit Wasser zu taufen,
er hat mir gesagt: Auf wen du den Geist herabkommen
und auf ihm bleiben siehst,
der ist es, der mit dem Heiligen Geist tauft.
Und ich habe es gesehen
und bezeugt:
Dieser ist der Sohn Gottes.
Impuls zum Nachdenken
Interview mit Johannes
Guten Morgen, Johannes! Ich begrüße Sie hier in …, wo wir einen Gottesdienst feiern. Dass Sie heute Morgen persönlich anwesend sind, freut uns. Könnten Sie sich kurz vorstellen. Und dann würde ich gerne noch ein paar Fragen stellen.
Johannes: Guten Morgen! Ich freue mich heute persönlich hier sein zu können. Ich wurde vor 2000 Jahren geboren. Mein Vater war Tempelpriester und meine Mutter bei meiner Geburt schon eine Greisin. Schon im Mutterleib wurde ich berufen zum Rufer in der Wüste, zum Rufer in die sehnsuchtslosen und trockenen Zeiten der Menschen, die nur allzu oft resignieren und sich an feste Regeln klammern. In einer Zeit der blassen Visionen bin ich berufen zum Wegbereiter des Messias, des Erlösers und Heilbringers. Diese Aufgabe nehme ich sehr ernst. Ich predige, rufe die Menschen zur Umkehr und zur Zuwendung zu Gott. Ich führe ein einfaches Leben, ein Kamelhaarfell ist meine Kleidung und meine Nahrung sind Heuschrecken und wilder Honig. Wer zu mir kommt und umkehren will, den tauche ich kurz im Jordan unter, dann hält er kurz den Atem an, und wenn er wieder auftaucht, beginnt er neu zu atmen und sein neues Leben kann beginnen. Wegen dieses Taufe genannten Wasserbades, nennt man mich auch Johannes, den Täufer.
Igitt Heuschrecken. Also mich würde interessieren, wie Sie dazu kommen mit solcher Autorität zu sprechen. Sind Sie der Messias oder…
Johannes fällt der Frage ins Wort: Kehrt um! Tut Buße!
Moment, Moment, ich habe meine Frage noch gar nicht zu Ende gestellt!
Johannes: Egal. Ich bin nicht der Messias und meine Autorität kommt nicht von den alten Propheten, sondern von dem, den ihr erkennen sollt und damit ihr ihn besser erkennt, lautet meine Botschaft an Euch: Tut Buße!
Also jetzt mal langsam. Jetzt komme ich treu und brav in die Kirche und bekomme als erstes gesagt: Tu Buße! Soll ich in Sack und Asche gehen, ich bin mir keiner Schuld bewusst? Und außerdem »Büßen« ist heutzutage leider total unmodern. Vor 2000 Jahren mögen die Menschen noch auf Ihre kraftvolle Bußpredigt angesprungen sein. Aber heute...
Johannes: ...leiden die Menschen ganz genauso wie damals darunter, dass sie nur auf sich selbst bedacht sind, bisweilen gleichgültig und rücksichtslos sind, sich gegenseitig Leid zufügen, ja in Kriegen sich gegenseitig umbringen. Wenn man so lebt, wird man seiner Verantwortung vor Gott und den Mitmenschen nicht gerecht. Das nenne ich Schuld, weil der Mensch es besser machen kann, Verantwortung für die Mitmenschen, die Armen und Notleidenden übernehmen kann. Und wenn er es nicht macht, wird er seiner Verantwortung nicht gerecht, er wird schuldig und er entfernt sich von Gott, was ich Sünde nenne, das Wort Sünde kommt von „sich von Gott sondern“! Euch diese Steine von den Herzen zu nehmen – das sehe ich noch immer als meine Aufgabe und die der heutigen Christen an. Das hat nichts mit »modern« oder »unmodern« zu tun.
Also Sie sind ganz schön aufdringlich! Am liebsten würde ich jetzt wieder gehen. Ich lasse mich nicht gerne drängen.
Johannes: Verständlich, aber leider unumgänglich. Wer schaut schon gerne seine Unzulänglichkeiten an, wer leuchtet schon gerne die dunkelsten Nischen seiner Seele aus und bringt den Unrat, der sich dort angesammelt hat, ans Tageslicht? Das ist unbequem und schmerzhaft.
Eben. Deshalb sollten Sie vorsichtiger predigen! Ihre Strenge in ihrer Rede von der Buße schreckt mich. Wie wäre es mit einladenderen Worten statt ihrer schroffen Anweisungen.
Johannes: Ob eine solche »Bußpredigt light« den gewünschten Effekt hat, wage ich zu bezweifeln. Mein Eindruck ist, dass die Menschen laut und direkt angesprochen werden müssen, damit sie zur Besinnung kommen. Und nicht nur zu Besinnung, sondern auch entsprechend handeln.
Was sollen wir denn tun?
Johannes: Schön, dass du fragst! Wer zwei Gewänder hat,
der gebe eines davon dem, der keines hat,
und wer zu essen hat, der handle ebenso.
Und wenn du mit Geld zu tun hast:
Verlang nicht mehr, als gerecht ist. Und zahle auch was recht ist. Ihr nennt das fairer Handel oder „fair trade“.
Und wenn ihr Konflikte löst:
Misshandelt niemand, erpresst niemand. Achtet den Gegner.
Nun das hört sich ja gar nicht so unmöglich und schwer an. Könnte man ja mal versuchen. Und damit kommen wir Gott näher?
Johannes: Ja! Gott wird nicht dadurch lebendig, dass wir an ihn glauben
oder nicht an ihn glauben, sondern dadurch, dass wir seinen Schritten folgen, als wüssten sie den Weg. Und dieser Weg führt zu Jesus Christus, dem Heiland, der schon mitten unter euch ist. Er heilt euch von all eurer Unzulänglichkeit. Er ist der Erlöser, der Messias. Und wenn ihr ihn kennen und lieben lernt, seinen Weg der Menschenfreundlichkeit und Wahrheit kennen lernt und ihm nachfolgt, dann habe ich meine Aufgabe erfüllt.
Vielen Dank Johannes für das aufschlussreiche Gespräch. Und viel Erfolg bei Ihren Predigten.
Johannes: Danke. Dürfte ich noch einen Satz sagen?
Bitte, gerne!
Johannes: Tut Buße!
Fürbitten
Renate Witzani (2020)
Ein Lamm symbolisiert die Verwundbarkeit der ganzen Schöpfung. Auch Jesus hat sich in seiner Menschwerdung auf die Verletzlichkeit der Geschöpfe eingelassen.
Im Bewusstsein unserer Bedürftigkeit lasst uns den Vater bitten:
Um die Einheit der Christen, die seit vielen Jahrhunderten verloren gegangen ist und trotz aller menschlichen Anstrengungen bisher nicht wiederhergestellt werden konnte.
Um ein globales Verständnis für die Gefahren der Klimaveränderungen, an denen derzeit die Menschen weltweit in bisher unvorstellbarer Weise leiden.
Um eine Deeskalation in den verschiedenen sozialen und politischen Konflikten und Kriegen, die zwischen und in diversen Ländern derzeit herrschen.
Um innovative und mitfühlende Lösungen für die Probleme jener, die Pflege brauchen, und derer, die sich ihrer annehmen.
Um Stärke und Trost aus dem Glauben an Jesus und seinen Leidensweg für alle Todkranken und Sterbenden.
Denn Jesus hat durch sein Leiden und seinen Tod am Kreuz die Schuld aller getragen. Durch ihn dürfen auch wir darauf vertrauen, dass du letztlich alles zum Guten wenden wirst.
Dafür loben und preisen wir dich jetzt und bis in Ewigkeit. Amen.
Meditation
Helene Renner (2020)
Auch wir sind gerufen:
berufen –
Zeugnis zu geben,
Gottes Heil zu verkünden,
Gottes Liebe sichtbar zu machen,
Licht für die Völker zu sein,
als Kinder Gottes in der Welt zu leben.
Das ist eine Herausforderung,
ein Auftrag,
der uns oft zu groß erscheint,
vor dem wir uns manchmal drücken wollen.
Doch –
Gott lässt uns nicht allein,
sein Geist führt und hilft uns,
wenn wir dazu bereit sind.
Auch wir sind berufen
als Töchter und Söhne Gottes
so zu leben,
dass die Menschen spüren können:
Gott ist mit uns,
sein Licht und Heil
will alle erreichen.
Schlussstrophe „Von allen heiligen Propheten“
Lasst uns mit ihm das Lamm verehren,
das für die Menschheit litt und starb,
damit wir einst in frohen Chören
dem Retter, der uns Heil erwarb,
lobsingen in der Ewigkeit,
wo sich in Gott Johannes freut.