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Impuls zum 28. Juni 2020

Zum 13. Sonntag im Jahreskreis

Von Josef Freise (Trier), Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat von pax christi 

Die nachfolgend beschriebene, von Laien geleitete sonntägliche Wort Gottes- und Kommunionfeier findet am 28.06.2020 in der Offenen Gemeinde Heilig Kreuz in Neuwied unter den Bedingungen der Corona-Pandemie statt. Die Predigt hält Josef Freise. Die Kommunionfeier wird von einer Frau geleitet.

Infos zur Offenen Gemeinde unter http://www.pfarreiengemeinschaft-neuwied.de/st-matthias/pfarrbezirk-hl-kreuz/offene-gemeinde-hl-kreuz/index.html  

Eingangslied 

GL 437 Meine engen Grenzen 

Begrüßung

Wir beginnen im Namen des Vaters… 

Im 4. Gebot heißt es: Du sollst Vater und Mutter ehren – und heute im Evangelium dann dies: Wer Vater und Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht wert. Er passt nicht zu mir. Das Evangelium hat es in sich. Jesus provoziert uns. 

Bitten wir Gott um ein offenes Ohr und ein offenes Herz, damit wir ihm in diesem Gottesdienst begegnen können. 

Herr Jesus Christus, du bist die Quelle des Lebens        Kyrie - Ruf 156

Du bist das Wort, das tröstet und befreit                        Kyrie - Ruf

Du bist das Licht, das uns das leben in Fülle schenkt     Kyrie - Ruf 

Jesus Christus, Du unser Bruder und Freund, stärke uns auf unserem Weg und lass uns deine Gegenwart spüren, Amen. 

Gloria: GL 169: Gloria, Ehre sei Gott und Friede den Menschen seiner Gnade... 

Tagesgebet

Gott unser Vater, Du hast uns Deinen Geist gegeben und in Jesus ein Vorbild, dem wir nachfolgen können. Stärke die innere Stimme in uns, mit der Du zu uns sprichst. Darum bitten wir Dich heute und alle Tage, Amen. 

Lesung aus dem zweiten Buch der Könige 2 Kön 4,8-11.14.-16a

8 Eines Tages ging Elíscha nach Schunem. Dort lebte eine vornehme Frau, die ihn dringend bat, bei ihr zu essen. Seither kehrte er zum Essen bei ihr ein, sooft er vorbeikam. 9 Sie aber sagte zu ihrem Mann: Ich weiß,dass dieser Mann, der ständig bei uns vorbeikommt, ein heiliger Gottesmann ist. 10 Wir wollen ein kleines, gemauertes Obergemach herrichten und dort ein Bett, einen Tisch, einen Stuhl und einen Leuchter für ihn bereitstellen. Wenn er dann zu uns kommt, kann er sich dorthin zurückziehen. 11 Als Elíscha eines Tages wieder hin kam, ging er in das Obergemach, um dort zu schlafen. 14 Und als er seinen Diener Géhasi fragte, was man für die Frau tun könne, sagte Géhasi: Nun, sie hat keinen Sohn und ihr Mann ist alt. 15 Da befahl er: Ruf sie herein! Er rief sie und sie blieb in der Tür stehen. 16A Darauf versicherte ihr Elíscha: Im nächsten Jahr um diese Zeit wirst du einen Sohn liebkosen. 

Evangelium

Evangelium Mt 10, 37-42 (Bibel in gerechter Sprache) 

37 Die ihren Vater oder ihre Mutter mehr lieben als mich, passen nicht zu mir, und auch die, die ihre Söhne und Töchter mehr lieben als mich, passen nicht zu mir. 38 Wer das eigene Kreuz nicht aufnimmt und mir nachfolgt, passt nicht zu mir. 39 Wer das eigene Leben findet, wird es verlieren, und wer das eigene Leben meinetwegen verloren hat, wird es finden. 40 Die euch aufnehmen, nehmen mich auf, und die mich aufnehmen, nehmen die Macht auf, die mich gesandt hat. 41 Diejenigen, die einen Propheten oder eine Prophetin aufnehmen, weil sie prophetisch leben, empfangen Prophetenlohn, und die Gerechte aufnehmen, weil sie gerecht leben, empfangen den Lohn der Gerechten. 42 Diejenigen, die einem dieser Geringen auch nur einen Becher mit frischem Wasser geben, weil diese Geringen leben wie Jünger und Jüngerinnen Jesu, wahrhaftig, ich sage euch, sie werden nicht um ihren Lohn kommen. 

Auslegung

Wir haben in unserer Gemeinde eine Gruppe „Bibel Teilen“. Da lesen wir gemeinsam eine Bibelstelle und versuchen zu verstehen, was die jeweilige Bibelstelle mir persönlich heute sagen will. „Wer das Leben findet, wird es verlieren, wer aber das Leben um meinetwillen verloren hat, wird es finden. Wer sein Kreuz nicht auf sich nimmt, passt nicht zu mir.“ Was kann das bedeuten? Wir haben uns mit dieser Bibelstelle nicht leicht getan und haben dann für uns erkannt: Es ist Jesu Aufruf in seine Nachfolge. Dieser Aufruf stellt eine Herausforderung dar. Es geht darum, aus der eigenen Komfortzone heraus zu gehen und etwas zu riskieren. Mutig zu sein, unbequem zu sein. Seine Eigenliebe zu überwinden, aus dem warmen kuscheligen Nest herauszukommen und zu tun, was notwendig ist, was jede*r einzelne von uns als Ruf von Gott in sich spürt.

Im Bibelteilen geht es darum, wie Bibelstellen für uns persönlich konkret werden. Drei Beispiele aus dem Bibelteilen zu diesem Evangelium will ich hier wiedergeben: 

Im letzten Herbst hatten wir eine Sozialarbeiterin in unser Wort Gottes- und Kommunionsfeier  zu Gast, die davon berichtete, wie sie sich als street-worker um die obdachlosen Menschen in der Stadt kümmert. Als dann im Winter die Temperaturen unter den Gefrierpunkt gingen, suchte sie verzweifelt Unterkünfte. Einer aus unserer Offenen Gemeinde fühlte sich angesprochen und stellte einen leerstehenden beheizten Büroraum als Notunterkunft zur Verfügung. Er versorgte dort einen obdachlosen Menschen mit Essen und Getränken. „Diejenigen, die einem dieser Geringen auch nur einen Becher mit frischem Wasser geben, wahrhaftig, ich sage euch, sie werden nicht um ihren Lohn kommen.“ 

Ein zweiter geschichtlicher Aspekt: Im Oldenburger Münsterland hatte sich der Dominikaner Laurentius Siemer in der Zeit des Nationalsozialismus dem Nationalsozialismus widersetzt. Er ist zu Unrecht in Vergessenheit geraten. Schon früh wurde er zu Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft aus nichtigen Gründen verhaftet, dann wieder auf freien Fuß gesetzt. Er war in die Widerstandspläne des 20. Juli 1944 eingeweiht. Er konnte vor der Gestapo fliehen, wurde im Oldenburger Land  von Bauern versteckt und überlebte. „Wer einen Gerechten aufnimmt, wird den Lohn eines Gerechten erhalten.“ Wir können uns, jede*r für sich fragen: Wie hätte ich, wenn ich damals gelebt hätte, reagiert? Hätte ich den Mut gehabt, einen Gerechten  wie Laurentius Siemer  zu verstecken? Jesus sagt nicht: Du musst einen Gerechten aufnehmen. Er sagt: Wer einen Gerechten aufnimmt, wird beschenkt werden. Jesus überfordert niemanden. Er ruft uns auf, unsere je eigenen Möglichkeiten auszuloten, das zu tun, was als Möglichkeit in uns steckt, aber das dann auch wirklich zu tun. 

Als Drittes eine persönliche Erinnerung: Vor 25 Jahren hatte Manfred Hübinger, der die Neuwieder pax christi-Gruppe mitbegründete und letztes Jahr viel zu früh verstorben ist, vom Maximilian Kolbe Werk sechs Auschwitz Überlebende in unsere Stadt nach Neuwied gebracht – sie waren in den Schulen aktiv und hielten Vorträge über ihre Zeit im Konzentrationslager. In den Sonntagsgottesdiensten in Neuwied wurde damals gefragt, wer für 14 Tage einen Auschwitz - Überlebenden zu Hause bei sich übernachten lassen könnte. Mit einem der polnischen Gäste entwickelte sich eine lang andauernde Freundschaft bis zu seinem Tod. Albin Baca war als 14-Jähriger ins KZ Auschwitz eingeliefert worden, weil sich sein Vater geweigert hatte, sich als Volksdeutscher eintragen zu lassen. Albin hat das KZ überlebt. Er lud uns nach Polen ein und zeigte uns das Konzentrationslager Auschwitz, sein Konzentrationslager. Das ist eine tiefe Erinnerung, die mein Leben bis heute prägt. 

Dieses Evangelium fordert mich und jede*n einzelne*n heraus, die eigene Antwort auf die Frage zu finden, wie für mich Nachfolge Jesu aussieht. Ich bin aufgerufen, auf meine innere Stimme zu hören: Was ist bei mir dran ? Jesus, was kann ich tun, um dir nachzufolgen, um aus meiner Komfortzone heraus zu gehen? Was dieses Evangelium einerseits so schwierig aber andererseits auch so ermutigend macht, ist, dass Jesus nicht etwas ganz Bestimmtes von uns fordert. Was es heißt Jesus zu lieben, sein Kreuz auf sich zu nehmen, sich selbst und seine Eigenliebe hintan zu stellen, um im Engagement für andere sich selbst und die eigene Bestimmung zu finden, das ist für jede*n von uns unterschiedlich. Jesus spricht zu jeder und jedem von uns anders entsprechend unserer Möglichkeiten. Wie finde ich meinen Weg in die Nachfolge Jesu? Wenn ich offen bin für Menschen und ihnen intensiv zuhöre, erweitert sich mein Horizont. Wenn ich sie und ihre Anliegen in mein Gebet nehme, werden sie ein Teil von mir. Eine gute Möglichkeit ist dann das gemeinsame Bibellesen, das Bibel Teilen. Ich lasse die Bibel zu mir sprechen und bringe sie in Verbindung mit meinem Leben, mit den Menschen und Anliegen, mir wichtig sind. Ich spüre meine innere Stimme und ich bekomme Rückmeldungen von den anderen in der Gruppe des Bibelteilens. So kann ich besser einschätzen, wo ich zu bequem in meiner Komfortzone bleibe oder wo ich mich überfordere. Dass wir uns nicht überfordern sollen, hat Jesus sehr deutlich auch im Zusammenhang mit dem Kreuztragen gesagt (Mt 11, 29 f): „Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir. Ihr werdet Ruhe finden. Mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht.“ 

Glaubensbekenntnis

Unseren Glauben formulieren wir immer wieder in neuen Worten. Tun wir dies heute in einer aktuellen Form. Wir beten abwechselnd: 

V: Wir glauben an Gott,

die schöpferische Weisheit

in allem, was lebt. 

A: Wir glauben an Jesus,

den brüderlichen Gastgeber für alle Hungrigen und Sehnsüchtigen. 

V: Die Herrschenden provoziert diese Art zu leben -

bis heute werden Menschen wie Jesus dafür gekreuzigt. 

A: Wir glauben an Christus, der sich mit uns verbunden hat:

er steht immer wieder aus jedem Tod auf in der solidarischen Liebe. 

V: Wir glauben an seinen Geist. Sein Geist lebt in versöhnender Mahlgemeinschaft, ohne dass jemand ausgeschlossen wird. 

A: Wir glauben an Gerechtigkeit und Zukunft

für jede und jeden

und an Gott im Menschen. Amen. 

Fürbitten

Einleitung:

Jesus ruft uns in die Nachfolge und fordert uns heraus, die eigene Komfortzone zu verlassen und mutig die persönlichen Fähigkeiten und Möglichkeiten zu nutzen. Im Vertrauen auf ihn bringen wir unsere Bitten vor Gott. 

Bitten:

Wir beten für die Menschen, die Zivilcourage zeigen.

Für alle, die widersprechen, wenn die Rechte ihrer Mitmenschen bedroht werden.

Für alle, die Angst vor Angriffen und vor Verleumdung haben.

kurze Stille – (V:) Lebendiger Gott - (A:) Wir bitten dich, erhöre uns.

Beten wir für die Schwarzen Mitbürgerinnen und Mitbürger und für alle,

die in ihrem Alltag rassistisch beleidigt werden.

Die nicht mehr gefragt werden wollen, woher sie – „eigentlich“ - kommen.

Wir beten auch für die Menschen, die in ihnen immer noch Fremde sehen.

kurze Stille – (V:) Lebendiger Gott - (A:) Wir bitten dich, erhöre uns.

Wir beten für die Menschen, die Corona und seine Folgen in die Armut treiben.

Für Männer und Frauen, die ihre Arbeit verloren haben,

für Unternehmerinnen und Unternehmer, die ihren Betrieb aufgeben mussten;

und für alle, die an ihrer schwierigen Lage zu verzweifeln drohen.

kurze Stille – (V:) Lebendiger Gott - (A:) Wir bitten dich, erhöre uns.

Wir beten für die Politikerinnen und Politiker,

dass sie sich nicht von Stimmungen und Interessen leiten lassen, sondern auf ihre innere Stimme, auf ihr  Gewissen hören.

kurze Stille – (V:) Lebendiger Gott - (A:) Wir bitten dich, erhöre uns.

Wir beten für alle Verstorbenen, die uns am Herzen liegen und für die aus unserer Pfarreiengemeinschaft, die in der vergangenen Woche verstorben sind:

kurze Stille – (V:) Lebendiger Gott - (A:) Wir bitten dich, erhöre uns.

Gemeinsames Mahl

Gott, du bist der Ursprung allen Lebens.

Du bist der, dem wir voll vertrauen dürfen.

Gott, du schufst alles, was ist.

Die Berge und Täler preisen deine Größe.

Die Blumen und Bäume verkünden deine Schönheit.

Gott, wie gut, dass es Tiere gibt.

Gott, du hast uns liebe Menschen mit auf den Weg gegeben.

Mit allen Menschen, die je auf dieser Erde gelebt haben, jetzt leben und leben

werden, wollen wir dir danken, dich preisen, dich loben und zu Dir beten: 

Heilig Heilig heilig, Herr Gott aller Mächte und Gewalten, erfüllt…

 

Gott, du unser Vater, du unsere Mutter,

Bei dir ist Geborgenheit und Glück.

Nichts kann uns trennen von deiner Liebe.

Du führst uns in die Weite und in die Freiheit.

Du begleitest uns durch dick und dünn.

Wenn wir mit dir verbunden bleiben,

kann uns niemand etwas Böses antun.

Du gibst uns Kraft und Mut,

auch die Schwierigkeiten unseres Lebens zu meistern. 

Jesus hat mit seinen Freunden vor seinem Tod gemeinsam Mahl gehalten und nach dem Mahl Brot und Wein als Zeichen seiner Hingabe ausgeteilt. So tun wir Christen dies in Eucharistiefeiern durch die Jahrhunderte hindurch weiter. Wir haben aus einer solchen Eucharistiefeier, die hier in Heilig Kreuz gehalten wurde, Brot auf diesem Tisch. Es wurde gewandelt in den Leib Jesu Christi, den wir hier empfangen dürfen, als Wegzehrung und Stärkung auf unserem Weg. Lass uns das Geheimnis verstehen, das in diesem Brot ausgedrückt wird: 

das Geheimnis des Glaubens: 

A: Deinen Tod oh Herr verkünden wir... 

Herr Jesus Christus, du schenkst Dich uns in diesem Brot, das gewandelt wurde. Dein Brot und Dein Wort sind Licht für unseren Weg.

So wandle du auch uns, dass wir Dir nachfolgen können. 

Wir haben von Dir, Jesus, ein Gebet, das Du mit deinen Jüngerinnen und Jüngern gesprochen hast und das uns hier mit dir und  mit deinem Vater und uns untereinander verbindet. So wollen wir beten: 

Vater unser… 

Der Friede des Herrn sei alle Zeit mit Euch:

Geben wir uns ein kreatives Zeichen des Friedens 

Lamm Gottes A: Du nimmst 

Abschlussgebet und Segen 

Barmherziger Gott, du nimmst uns an so wie wir sind und Du rufst uns in Deine Nachfolge, ganz so, wie wir Fähigkeiten und Möglichkeiten von Dir geschenkt bekommen haben. Mach uns aufmerksam, dass wir Deinen Ruf hören und Dir nachfolgen, um so die Freude eines erfüllten Lebens zu erfahren – jetzt und alle Tage unseres Lebens, Amen 

Und so segne uns der gute Gott, der uns in seiner Liebe nie alleine lässt, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist, Amen. 

Gehen wir hin und bringen Frieden: Dank sei Gott. 

Lied

GL 395 Den Herren will ich loben