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Impuls zum 13. März 2022

Zum 2. Fastensonntag C

Von Susanne Warmuth, (Aschaffenburg), Geistliche Beirätin von pax christi Würzburg

„Angst essen Seele auf“ (1)
Der Krieg gegen die Ukraine dauert weiter an. Sehr viele Menschen haben Angst. Angst, dass der Krieg sich ausweitet, dass es möglicherweise zu einer atomaren Katastrophe kommen könnte. Auch ich bin erschüttert und habe Angst. Aber ich will der lähmenden Angst etwas entgegensetzen, um handlungsfähig zu bleiben.  Denn „Angst essen Seele auf“. Und so versuche ich, Spuren der Hoffnung zu entdecken. Hoffnungssplitter als Gegenpole zur Angst.

Der heutige Bibeltext: die Verklärung Jesu
Kann mir der heutige Bibeltext neue Perspektiven aufzeigen? Ich will ihn genau lesen und nicht nur an der Verklärung Jesu hängen bleiben. 
In jener Zeit nahm Jesus Petrus, Johannes und Jakobus mit sich
und stieg auf einen Berg, um zu beten.
Und während er betete, veränderte sich das Aussehen seines Gesichtes
und sein Gewand wurde leuchtend weiß.
Und siehe, es redeten zwei Männer mit ihm.
Es waren Mose und Elíja; sie erschienen in Herrlichkeit
und sprachen von seinem Ende, das er in Jerusalem erfüllen sollte.
Petrus und seine Begleiter aber waren eingeschlafen,
wurden jedoch wach und sahen Jesus in strahlendem Licht
und die zwei Männer, die bei ihm standen.
Und es geschah: Als diese sich von ihm trennen wollten,
sagte Petrus zu Jesus: Meister, es ist gut, dass wir hier sind.
Wir wollen drei Hütten bauen, eine für dich, eine für Mose und eine für Elíja.
Er wusste aber nicht, was er sagte.
Während er noch redete, kam eine Wolke und überschattete sie.
Sie aber fürchteten sich, als sie in die Wolke hineingerieten.
Da erscholl eine Stimme aus der Wolke:
Dieser ist mein auserwählter Sohn, auf ihn sollt ihr hören.
Während die Stimme erscholl, fanden sie Jesus allein.
Und sie schwiegen und erzählten in jenen Tagen niemandem
von dem, was sie gesehen hatten. (Lk 9, 28b – 36)

Wichtige Impulse
Zwei Aspekte möchte ich nennen, die mich in der aktuellen Situation besonders ansprechen.

1.) Da ist die Stimme Gottes, die aus der Wolke spricht: „Dieser ist mein auserwählter Sohn, auf ihn sollt ihr hören“. In den letzten Wochen habe ich eine Fülle von Berichten über den Krieg gehört: Einschätzungen, Positionierungen, Kommentare.  Am Abend hat mir der Kopf gedröhnt aufgrund der Fülle der Informationen und Interpretationen. Auf was soll ich hören? Wem kann ich glauben? Welche Einschätzung ist richtig? Der Bibeltext sagt: Auf Jesus sollt ihr hören. Ja, das ist eine Richtlinie für mich in meiner Verwirrtheit und Angst. Mich an Jesus orientieren, an seinen Worten und seinem Handeln, an seiner Willensrichtung. Das gilt in vielen Situationen und heute ganz besonders. Das Hören auf Gottes Wort kann mir helfen, mich zu zentrieren, meine Mitte nicht zu verlieren. Es hilft, in den Ängsten nicht auf- und unterzugehen. Dann wird Raum frei für andere Gefühle: für die Traurigkeit und Wut über das, was geschieht, und für das Mitgefühl und Mitleiden mit den fernen und doch so nahen Menschen in der Ukraine. Ich kann auch wieder nachdenken, welche Unter-stützung ich leisten kann (politisches Engagement, Hilfe für die Flüchtlinge, Teilnahme an Friedensgebeten, Spenden).

2.) Der Text handelt von der Verklärung Jesu, aber nicht nur davon. Ein ganzes Spektrum dessen, was die Jünger erleben, fühlen und tun, kommt in diesem Text zur Sprache. Uns begegnen viele 
Gegensätze: Glaube und Zweifel, Begeisterung und Erschöpfung, Verklärung und Leidensvorhersage, Zuversicht und Angst, Hochstimmung beim Gipfelerlebnis und das nachfolgende Schweigen im Alltag.
Für alle diese Situationen gilt: Jesus ist bei seinen Jüngern, er ist mit ihnen unterwegs, er bleibt an ihrer Seite. Das ist auch uns zugesagt: Jesus geht mit uns in diesen Tagen, er stärkt uns den Rücken. 

Der Beistand Jesu geht aber noch weiter. Sein Mitgehen, seine Solidarität reicht bis ins Leiden hinein. 
Er weicht davor nicht zurück, sondern nimmt das Leid an, um allen Menschen, die leiden, nahe zu sein.

Im Römerbrief klingt das so: „Denn ich bin gewiss: Weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges noch Gewalten, weder Höhe oder Tiefe noch irgendeine andere Kreatur können uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn.“ (Röm 8,39)

Aber der Regenbogen…. 
Zwischen Ufer
und Ufer
die schwarzen Tiefen.
Aber der Regenbogen (2)

Gegensätze hören wir auch in diesem Gedicht von Sabine Naegeli. 

Ja, wie eine schwarze Tiefe, so erlebe ich diese Tage. Dunkel und bedrohlich, dass mir fast der Atem wegbleibt.
„Aber der Regenbogen“ – der Regenbogen ist eine Verheißung. Er überbrückt die schwarzen Tiefen. 
Er symbolisiert die Sehnsucht der Menschen nach Frieden, er steht für die Solidarität aller Menschen guten Willens, und - vielleicht noch wichtiger - der Regenbogen ist das biblische Zeichen des Bundes Gottes mit den Menschen. 

Ein Regenbogen ist zart, filigran und durchsichtig, er kann nicht von Menschenhand gemacht werden, aber wenn er am Himmel erscheint, ist er da, weit sichtbar für viele. Ein Regenbogen kann auch nicht von Menschen zerstört werden, Bomben können ihm nichts anhaben.

Deshalb ist der Regenbogen für mich auch ein Sinnbild für eine andere unzerstörbare Wirklichkeit hinter all dem vordergründigen Elend. Jetzt in der schwarzen Tiefe, sollten wir den Regenbogen nicht vergessen.
Ob eine stellvertretende Hoffnung möglich ist? Warum nicht. Leben wir sie für alle Menschen in der Ukraine, die aktuell in ihren Herzen keine Hoffnungsspuren mehr entdecken können.  

Taize-Lied
Dans nos obscurités
Allume le feu qui ne s'éteint jamais
Qui ne s'éteint jamais
Im Dunkel unsrer Nacht,
entzünde das Feuer, das nie mehr erlischt,
das nie mehr erlischt.

Gebet
Du menschenfreundlicher Gott, 
Du kennst uns, du kennst auch unsere Ängste.
Wir müssen sie nicht verstecken, sie gehören zu uns.
Und dennoch wollen wir kleine Schritte nach vorne wagen,
und dabei spüren, wie der Mut und die Entschlossenheit wachsen.
Wir sehen andere an unserer Seite,
die denselben Weg eingeschlagen haben.
Wir spüren, wir sind nicht allein.
Lass uns das Wagnis der Hoffnung eingehen.
Lass uns dazu beitragen, dass Deine Pläne in Erfüllung gehen können.
Stehe Du uns bei und gib uns Kraft.
Amen

Taize-Lied
Meine Hoffnung und meine Freude
Meine Stärke, mein Licht
Christus meine Zuversicht
Auf dich vertrau ich und fürcht mich nicht
Auf dich vertrau ich und fürcht mich nicht

1) Film von Rainer Werner Fassbinder, 1974
2) Sabine Naegeli, Zwischen Ufer, in: Sabine Naegeli, Hoffnung hat viele Leben.  Herder, Freiburg, Basel, Wien, 1991, S. 58